Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
die Landwirtschaft in Baden-Württemberg ist so vielschichtig und multifunktional wie seine Bürgerinnen und Bürger. Vom Weinbau an den vielen Fluss- und Steilhängen über die Ackerflächen auf den Ebenen bis hin zur Forstwirtschaft in unseren bekannten Wäldern finden Sie viele bäuerliche Familienbetriebe, deren Arbeit und Engagement unsere Kulturlandschaft prägen. Mit ihren innovativen Ansätzen produzieren unsere Landwirtinnen und Landwirte nicht nur hochwertige Lebensmittel und nachwachsende Rohstoffe, sondern schaffen sich auch Nischen, um unsere regionale Landwirtschaft erhalten zu können. Dabei haben sie immer die Zukunft unserer Gesellschaft, unserer Kulturlandschaft und der Artenvielfalt im Blick, denn: Nur wer Zukunft sät, kann über Jahrzehnte hinweg Nachhaltigkeit ernten.
Aus diesem Grund stellen wir in Baden-Württemberg den Vorsitz der Agrarministerkonferenz 2025 unter das Motto „Zukunft säen, Nachhaltigkeit ernten.“ Wir wollen Akzente setzen, um die Landwirtschaft in der gesamten Fläche so schön, stark und erfolgreich zu erhalten.
Unsere Landwirtinnen und Landwirte arbeiten täglich mit der Natur, welche sich durch den Klimawandel stetig verändert. Angesichts der uns gegenüberstehenden Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, und den sich damit immer weiter verändernden Rahmenbedingungen, wollen wir in unserem Vorsitzjahr den Fokus auf Planungssicherheit in der Land- und Forstwirtschaft legen. So setzen wir uns als Ziel, u. a. durch eine deutliche Erhöhung des staatlichen Risikomanagements, ökonomische Stabilität für unsere bäuerlichen Familienbetriebe zu erreichen. Mit der bevorstehenden Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union ab 2028 wollen wir unseren Vorsitz außerdem dafür nutzen, um langfristige Perspektiven für die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe zu erhalten, damit diese auch finanziell nachhaltig wirtschaften können. Unser Vorsitzjahr soll zudem unter dem Zeichen der Entbürokratisierung stehen, denn nur durch schlanke und effiziente Bürokratie können unsere Landwirtinnen und Landwirte der Tätigkeit nachgehen, die sie am besten können: unsere Heimat mit sicheren und regionalen nachhaltigen Lebensmitteln versorgen.
Das Jahr 2025 wird auch aufgrund der bevorstehenden Bundestagswahl und den uns verfügbaren Haushaltsmitteln herausfordernd. Dennoch freuen wir uns, in der Agrarministerkonferenz die Zukunft zu säen, um gemeinsam Nachhaltigkeit ernten zu können.
Ihr
Peter Hauk MdL
Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
Die Landwirtschaft in Baden-Württemberg zeichnet sich durch eine Vielzahl kleiner und mittlerer Familienbetriebe aus. Von den aktuell rund 37.500 landwirtschaftlichen Betrieben im Land wirtschaften etwa zwei Drittel im Nebenerwerb. Diese Betriebe haben im Durchschnitt eine Fläche von 18,6 Hektar. Haupterwerbsbetriebe sind mit durchschnittlich 57,8 Hektar deutlich größer. Die Betriebsstrukturen wurden in Baden-Württemberg lange Zeit durch zwei Erbrechte geprägt. So sind viele Regionen noch heute durch das Realteilungsgebiet geprägt, während in den östlichen Landesteilen und im Schwarzwald das Anerbenrecht Anwendung fand.
Baden-Württemberg verfügt über eine landwirtschaftliche Nutzfläche von etwa 1.604.000 Hektar, darunter 58 % Ackerland und 39 % Grünland. Der Ackerbau ist besonders in den zahlreichen Ebenen und Hochlagen des Landes dominant. Die bedeutendste Anbaukultur ist Getreide, mit einem Anteil von 29 %. Die oft kargeren Böden in den Höhenlagen sind geprägt von der Grünlandwirtschaft. Rund 38 % der Fläche Baden-Württembergs ist mit Wald bedeckt. In Baden-Württemberg stehen die größten zusammenhängenden Streuobstbestände Europas. Als Lebensraum für rund 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie etwa 3.000 verschiedene Obstsorten bergen sie eine beeindruckende Artenvielfalt. Mit ihrer langen Geschichte und Bewirtschaftungstradition im Land sind sie ein wertvolles Natur- und Kulturgut, das es zu bewahren gilt.
Wein- und Obstbau prägen nicht nur die Kulturlandschaft in Baden-Württemberg, sondern haben einen erheblichen Anteil am Produktionswert der Landwirtschaft im Land. Mit den Qualitätsweinanbaugebieten Baden und Württemberg finden sich bei uns die dritt- und viertgrößten Weinanbaugebiete in der Rebfläche in Deutschland. Die Rebflächen erstrecken sich hauptsächlich entlang des Rheins und des Neckars sowie deren Nebenflüssen. In Württemberg dominieren die roten Rebsorten, während Baden stärker vom Weißweinanbau geprägt ist. Die Bodenseeregion stellt das wichtigste Obstbaugebiet des Landes dar, mit einem Schwerpunkt auf der Produktion von Tafeläpfeln. Die mittlere bis südliche Rheinebene ist ein Zentrum für den Anbau von Steinobst. Baden-Württemberg hat eine erfolgreiche Tradition im Gemüsebau, wie beispielsweise auf der Insel Reichenau. Zudem verfügt unser Land mit Tettnang über ein international anerkanntes Hopfenanbaugebiet.
In Baden-Württemberg werden rund 208.000 Hektar ökologisch bewirtschaftet, was fast 15 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche ausmacht. Sowohl die ökologische Anbaufläche als auch die Zahl der Bio-Betriebe steigen seit Jahren kontinuierlich. So werden in Baden-Württemberg insgesamt knapp 5.270 ökologisch wirtschaftende Betriebe gezählt. Um den ökologischen Landbau wie auch die Artenvielfalt und Biodiversität zu fördern, wurde 2020 gemeinsam mit Landwirtschafts- und Naturschutzverbänden eine Gesetzesnovelle zur Stärkung der Biodiversität verabschiedet. Ziel ist unter anderem, neben der Reduktion von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, auch der Ausbau des Anteils der ökologischen Landwirtschaft.
Die Zucht- und Nutztierhaltung ist ein zentraler Bestandteil der baden-württembergischen Landwirtschaft und trägt zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft bei. Die Tierhaltung ist gekennzeichnet durch eine Vielfalt an Nutztieren. Im ganzen Land finden sich Milchkühe, Fleischrinder, Schweine, Schafe, Geflügel und viele weitere Nutztiere wieder. Während in der Region Oberschwaben die Milchviehwirtschaft vorherrscht, zeigt sich das Hohenloher Land als eine Veredlungsregion mit Schweinen und Geflügel. Auf der Schwäbischen Alb ist die Landschaftspflege durch Schafe kaum wegzudenken und hat eine jahrhundertealte Tradition. So wurde die süddeutsche Wanderschäferei 2020 durch die UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt. Während bei der Rinder- und Schweinehaltung ein sukzessiver Rückgang im Bestand zu verzeichnen ist, nimmt der Bestand an Legehennen und Masthühnern im Land stetig zu.
Landwirtinnen und Landwirte in Baden-Württemberg setzen zunehmend auf Einkommenskombinationen. So setzen laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg 2023 mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe auf die landwirtschaftsnahen Betriebszweige, wie zum Beispiel Direktvermarktung, landwirtschaftliche Dienstleistungen oder die Erzeugung Erneuerbarer Energie. In diesem Bereich finden sich vorwiegend die Stromerzeugung mit Photovoltaik wie auch die Energieerzeugung anhand Biomasse wieder.
Der Wald erfüllt eine Vielzahl von wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aufgaben. In Baden-Württemberg wird jährlich etwa 10.000 Kubikmeter Holz eingeschlagen. Als nachwachsender Rohstoff spielt Holz eine wichtige Rolle als terrestrischer Kohlenstoffspeicher und trägt so zum Klimaschutz bei. Die Wälder in Baden-Württemberg sind als die naturnächsten Wälder in diesem Bereich bereits auf einem hohen Niveau. Dies ist unseren Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern im Land zu verdanken, die Ihre Wälder aktiv pflegen. Insbesondere im Staatswald wurden bereits vor über 30 Jahren Maßnahmen zur Entwicklung klimaresistenter Mischwälder ergriffen.
Minister
Peter Hauk MdL
Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
Kernerplatz 10
70182 Stuttgart
Geschäftsstelle:
amk2025@mlr.bwl.de
Presse:
pressestelle@mlr.bwl.de
ACK:
15.-16.01.2025
in Berlin
Frühjahrs-AMK:
26.-28.03.2025
in Baden-Baden
Herbst-AMK:
24.-26.09.2025
in Heidelberg