Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Thüringens Landwirtschaft ist landschafts- und kulturprägend, identitätsstiftend und wichtig für die Wertschöpfung im ländlichen Raum. 53% der Fläche des Freistaats werden landwirtschaftlich genutzt.
Den meisten Menschen außerhalb des Freistaats dürfte Thüringen vor allem als Waldland bekannt sein. Etwa ein Drittel unserer Landesfläche ist mit Wald bedeckt. Neben den sozialen und wirtschaftlichen Aspekten hat der Wald natürlich eine enorm wichtige ökologische Funktion. Die Folgen des Klimawandels für den Wald stellen uns vor große Herausforderung, sowohl bei der Bewältigung der akuten Folgen als auch im Hinblick auf einen klimaverträglichen Waldumbau.
2024 – wir wollen mehr Planungssicherheit für Landwirtinnen und Landwirte
Das Jahr 2023 war für die Landwirtinnen und Landwirte wie für die Verwaltung mit vielen Neuerungen verbunden. Das erste Jahr der neuen GAP Förderperiode stellte alle vor große Herausforderungen. Neue Technik, digitalisierte Antragsverfahren, veränderte Förderkonditionen in Kombination mit kurzen Fristen und hohem Zeitdruck.
In vielen Gesprächen teilten mir Landwirtinnen und Landwirten mit, dass sie verunsichert sind und sorgenvoll ins neue Jahr blicken. Nach den Belastungen der letzten Jahre ist es die Aufgabe der Politik, das Vertrauen der Landwirtinnen und Landwirte zurückgewinnen. Wir setzen uns dafür ein, wenn wir Entscheidungen im Sinne der Planungssicherheit der Landwirtinnen und Landwirte treffen und diese nachvollziehbar kommunizieren.
Das gilt in besonderer Weise für das Thema Tierhaltung. Tierhaltende Betriebe brauchen die notwendige Planungssicherheit, um die erforderlichen Investitionen zu ermöglichen und den tierwohlgerechten Umbau der Tierhaltung in Deutschland konsequent voranzubringen. Einen weiteren Abbau der Tierhaltung können wir uns nicht leisten, wenn wir ökonomisch wie ökologisch sinnvolle geschlossene Wirtschaftskreisläufe in den Betrieben erhalten wollen. Verlässlichkeit und Abbau von bürokratischen Vorgaben sollten Richtschnur unseres Handelns sein. Weitere Themen für das AMK-Jahr 2024 werden die Digitalisierung der Landwirtschaft sowie der Ausgleich zwischen dem Ausbau regenerativer Energien und der Sicherung landwirtschaftlicher Flächen für die Nahrungsmittelproduktion sein. Ich möchte auch die Chance nutzen, um eine Debatte zur auskömmlichen Fördermittelausstattung für die Entwicklung der ländlichen Räume anzustoßen.
Mit dem AMK-Vorsitz Thüringens wollen wir zudem den Fokus auf die forstliche Förderung legen. Seit 2018 erleben wir wiederkehrende Trockenperioden und die massive Vermehrung forstlicher Schadinsekten. Der Klimawandel vollzieht sich rasant und überfordert unsere Wälder. Als forstpolitische Reaktion gilt es, den klimaresilienten Waldumbau konsequent fortzusetzen. Die Landesforstanstalten müssen dafür ausreichend gewappnet und die Waldbesitzenden unterstützt werden. Deshalb ist es notwendig, die Förderkulisse für den Waldumbau abzusichern.
In guter Kooperation mit den anderen Ländern und dem Bund möchte Thüringen im Vorsitzjahr den Landwirtinnen und Landwirten sowie den Waldbesitzenden in diesen schwierigen Zeiten wieder mehr Sicherheit geben. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gemeinsam gelingen kann.
Ihre
Susanna Karawanskij
Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft
Es gibt fast 4.600 Landwirtschaftsbetriebe in Thüringen, die zwischen einem und bis über 5000 Hektar Fläche bewirtschaften. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt etwa 220 Hektar. Agrarbetriebe sind in vielen Landesregionen ein Treiber für die Entstehung breit gefächerter Unternehmen im ländlichen Raum. Nach der Wiedervereinigung entstand eine spezifische Agrarstruktur, die in allen ostdeutschen Ländern vergleichbar ist. Sie ist gekennzeichnet durch vielfältige Rechts- und Eigentumsformen wie bäuerliche Familienbetriebe im Haupt- und Nebenerwerb, Personengesellschaften sowie Unternehmen juristischer Personen als Genossenschaften und Kapitalgesellschaften. Mit unseren Marktfrucht-, Futterbau-, Verbund-, Veredlungs- und Gartenbauunternehmen spiegelt sich die Vielfalt auch in den Betriebsformen wider. Die Thüringer Landwirtschaft zeichnet sich durch einen besonders hohen Pachtanteil von über 76 Prozent aus.
Die Haltung und Zucht von Nutztieren ist eine tragende Säule der Thüringer Landwirtschaft. Im Freistaat werden rund 294.000 Rinder, 666.000 Schweine, 122.000 Schafe, 18.000 Ziegen und 23.000 Pferde gehalten. Es gibt 1,6 Millionen Mastplätze in der Geflügelhaltung. Der Anteil der tierischen Erzeugung am Produktionswert der Landwirtschaft liegt im Freistaat zwischen 40 und 50 Prozent. Seit einigen Jahren verzeichnet Thüringen einen sukzessiven Rückgang der Tierbestände Unmittelbare Folgen sind die Verluste an Arbeitsplätzen und Wertschöpfung. Mittelbar wirken sich unterbrochene Nährstoffkreisläufe negativ auf die Anbaustrukturen im Pflanzenbau (Verengung der Fruchtfolgen), die Bodenfruchtbarkeit und die Nutzung des Grünlands aus.
Thüringen verfügt über eine landwirtschaftliche Nutzfläche von fast 776.000 Hektar, davon sind 605.00 Hektar Acker- und 168.000 Hektar Grünland. Mit 41 Prozent Anteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist das Thüringer Becken das größte Anbaugebiet im Freistaat, gefolgt von den Vorgebirgslagen in Nord- und Südwestthüringen mit 36 Prozent. In Ostthüringen zeichnen sich die Bundsandsteingebiete und die Vorlagen des Schiefergebirges durch fruchtbare Böden aus. Die Höhenlagen der Thüringer Rhön sind durch Grünlandwirtschaft und Schafbeweidung geprägt. Die wichtigsten Anbaukulturen sind Getreide mit 59 Prozent Anteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Ölfrüchte nehmen wie Feldfutter und Mais jeweils fast 17 Prozent der Ackerfläche ein. Thüringen hat eine lange und erfolgreiche Tradition im Gartenbau sowie im Wein- und Hopfenanbau. Der Obstbau konzentriert sich auf die traditionellen Anbaugebiete Fahner Höhe, Kindelbrück, Dobitschen und Schöngleina.
Die Milchproduktion gehört zu den ökonomisch wichtigsten Zweigen der Thüringer Landwirtschaft. Sie erfolgt effizient und auf hohem Leistungsniveau. Es gibt 522 Betriebe mit Milchkuhhaltung, die durchschnittlich 175 Tiere halten. Die Milchviehhalter liefern jährlich bis zu 950.000 Tonnen Milch an Molkereien in und außerhalb Thüringens. In den Thüringer milchviehhaltenden Betrieben dominiert die Rasse Holstein Schwarzbunt.
Thüringen hat eine Waldfläche von rund 550.000 Hektar. Der Wald erfüllt vielfältige soziale, ökologische und wirtschaftliche Funktionen. Der umweltfreundliche, nachwachsende Rohstoff Holz war für Thüringen seit jeher von großer wirtschaftlicher Bedeutung, die mit dem Klimawandel sogar noch weiter steigt. Denn im Vergleich zu Baumaterialen wie Stahl und Beton hat Holz einen sehr kleinen ökologischen Fußabdruck. Im Freistaat arbeiten etwa 40.000 Menschen in der Wertschöpfungskette Holz. Rund 70 Prozent des in Thüringen eingeschlagenen Holzes wird im Umkreis von 100 Kilometern verarbeitet. Seit 2018 erleben wir durch die Folgen des Klimawandels historische Waldschäden, die durch Trockenheit, Stürme und Forstschädlinge verursacht werden. Seit 2018 sind über 19 Millionen Festmeter Borkenkäfer-Schadholz und 110.000 Hektar Schadflächen angefallen.
Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
Werner-Seelenbinder-Str. 8
99096 Erfurt
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ACK:
17.-18.01.2024
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26.01.2024
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Frühjahrs-AMK:
13.-15.03.2024
in Erfurt
Sonder-AMK:
22. Mai 2024
Webkonferenz
Herbst-AMK:
11.-13.09.2024
in Oberhof